Der Hof Kuhlmann Nr. 5 lag an der Twete, grenzte im Süden an die Bega, im Westen an den Hof Arelmann und im Norden an die Höfe Nolte-Kuhlmann Nr. 18 und Schröder Nr. 9.


Er zählte zu der Klasse der >>Kleinen Halbspänner>> und gehörte wie der Osterhof zum Grundbesitz der Abtei Herford.

Der Hof Kuhlmann taucht erstmals im Landschatzregister von 1486/ 87 auf. Höchstwahrscheinlich ist er aber mit dem 1432 im >>Verzeichnis der dem Gografen von St. Johann Lemgo abgabepflichtigen Hö-fe und Personen>> aufgeführten Klosterhofe zu Lieme identisch. 1507 zahlen >>Kuleman myt syne Sone>> 2 Gfl Landschatz. Seitdem taucht der Hof regelmäßig in den Heberegistern der Bauerschaft Lieme auf.

Angehörige der Familie Kuhlmann besetzten mehrfach die Ämter des Bauerrichters oder des Vorste-hers der Bauerschaft Lieme:

Diederich Kuhlmann, Bauerrichter 1622 – 1629


Hanß Bartholdt Kuhlmann, Bauerrichter 1773 – 1801


Johann Christoph Kuhlmann, Vorsteher 1825 – 1826


Heinrich Kuhlmann, Vorsteher 1853.

Der damalige Interimswirt Johann Simon Obermeier und seine Ehefrau Anna Margareta Niebuhr lie-ßen 1746 das heute noch stehende Fachwerkhaus an der Twete Nr. 5 errichten. Der Torbogen des Hauses enthält die Inschrift:

DEIN LEBEN LANG HABE GOTT FÜR ANGESICHT UND IM HERZEN UND HÜTE DICH DAS DU IN KEINE SÜNDE WILLIGST UND TUST WIDER GOTTES GEBOT: VON DEINEN GÜTERN HILF DEN ARMEN UND W D N V A S W D G W G A S (= WENDE DICH NICHT VOM ARMEN SO WIRD DICH GOTT WIEDER GNÄDIG ANSEHEN).

Während des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) erlitt der Hof Kuhlmann einen erheblichen Substanzverlust. Das Land Lippe blieb neutral, doch seine Bewohner wurden von den kriegsführenden Parteien erheblich belastet. Einquartierungen, zusätzliche Kontributionen und Kriegsfuhren überforderten die Liemer Höfe so sehr, dass viele von ihnen bei Kriegsende hoch verschuldet waren.


So auch der Hof Kuhlmann.

Die Ländereien des Hofes wurden 1764 für 12 Jahre stückweise verpachtet, damit aus den Pachtgeldern die fälligen Abgaben und Zinsen gezahlt werden konnten.

1776 konnte der Erbe den Hof mit zunächst 34 Schfl Ackerland wiederannehmen. Hierzu wurde ihm ein Zahlungsaufschub von sechs Jahren gewährt. Sollte innerhalb eines Jahres nach Wiederbeginn der Eigenbewirtschaftung keine Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse zu erkennen sein, sollte Kuhlmann sein Meierrecht verlieren. 1788 beantragten Kuhlmanns Gläubiger die Aufhebung der befristeten Stundung der Schulden, >>da sich Kuhlmann immer tiefer in Schulden stürze>>. Dieser Antrag wurde jedoch abgelehnt, da das Amt Brake eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Ho-fes festgestellt hatte.

Am 17.02.1851 verstarb der damalige Hofbesitzer Johann Christoph Kuhlmann im Alter von 60 Jahren. Der Anerbe Heinrich Conrad Kuhlmann musste nun die Leibzucht seiner Mutter und die Erbteile seiner Geschwister bereitstellen. Dazu sah er sich jedoch nicht in der Lage und so kam es 1853 zur Zerschlagung des Hofes.

Der Verkauf am 15.07.1854 hatte folgendes Ergebnis:

1. Das Hofgrundstück mit Gebäude, Gärten und rund 21 Schfl Ackerland fiel an Nieweg Nr. 1. Die Witwe Kuhlmann hatte auf Lebenszeit Anspruch auf eine Wohnung und ihren Lebensunterhalt.

2. Das restliche Land in Größe von rund 93 Schfl wurde an Liemer und Lückhauser Grundbesitzer verkauft. Der Erlös wurde nach Abzug der noch offenen Verpflichtungen an die Erben ausgezahlt.

Der verkleinerte Hof Nr. 5 wurde von seinem neuen Besitzer Nieweg bis zum Jahre 1864 als selbständiges Kolonat geführt. Dann erhielt er die Genehmigung, ihn mit seinem Hof Nr. 1 zu vereinigen. Damit war die mehr als 400-jährige Geschichte des Hofes Kuhlmann Nr. 5 zu Lieme unwiderruflich zu Ende.

(Quelle: F. Starke – „Lieme – Eine Dorfgeschichte in Einzeldarstellungen“)