Das Leben unserer Vorfahren in Lieme war geprägt von Arbeit, Sorge, Angst und Unsicherheit, wie die nachfolgenden Beispiele aus den Kirchenbücher 1750 – 1811 belegen. In diesen Jahren waren 9 Epidemien zu verzeichnen, die die ohnehin schon hohe Kindersterblichkeit noch anstiegen ließen.

Jahr Krankheit Todesfälle

1753 Blattern (Pocken) 32 Kinder


1767/ 68 Blattern, Keuchhusten 29 Kinder


1769 Blattern, Diphterie 8 Kinder


1770 Blattern, Masern 6 Kinder


1779/ 80 Blattern, rote Ruhr 24 Kinder


1790 Blattern 26 Kinder


1795 Blattern 6 Kinder


1799 Blattern 25 Kinder

Setzt man diese Zahlen ins Verhältnis zu der damaligen Einwohnerzahl in Lieme (ca. 550 Einwohner), lässt sich erahnen, wie viel Leid hinter diesen Zahlen steckt.

Familien wie z. B. der Küster Kotzenberg waren von den Epidemien besonders betroffen. Kotzenberg verlor während der Pockenepidemie 1767/ 68 innerhalb von zwei Wochen drei minderjährige Kinder.

Die in den Sterberegistern überlieferten Daten über Todesursachen und Lebensverhältnisse lassen die Lebensweise der Menschen zu jener Zeit etwas erahnen.

Dieser Arbeitsunfall war offensichtlich auf Übermüdung des Verunglückten zurückzuführen

„1808, den 27sten Juni abends um 10 fiel Adolph Blanke aus Sylbach, welcher bei Niedermeier zu Lückhausen als Pferdejunge diente, vom Pferde und wurde tot aufgehoben. Bei einer Besichtigung des Chirurgs Hofmeister aus Lemgo fand sich, dass das Genick gebrochen war. Nach Aussage des Knechtes, mit welchem er nach Lage gefahren war, hatte er auf dem Rückwege auf dem Pferde geschlafen und war bei einer Seitenbewegung des Pferdes schlaftrunken heruntergestürzt. Er war 20 Jahre alt und wurde den 30sten begraben“.

Ein anderer Arbeitsunfall mit Todesfolge ist im Jahr 1810 aufgezeichnet worden

„1810, den 20sten Oktober fiel Jobst Henrich Dröge aus Lieme in dem zweiten Predigerhause auf der Altstadt in Lemgo tot. Er hatte daselbst an einem Treppenstuhle, ungefähr 8 – 9 Fuß von der Diele erhöht, gearbeitet und war, nachdem er vermutlich das Gleichgewicht verloren, jählings auf die mit Steinen gepflasterte Diele herabgestürzt. Die Hirnschale war zerschmettert, so dass das Gehirn allenthalben herausfloss. Er war 56 ½ Jahre alt und wurde den 22sten Oktober begraben“.

Der tragische Tod eines Kleinkindes

1809, den 16ten Mai ertrank Johann Henrich Konrad, des Einliegers Christoph Schröder auf der Hengstheide Sohn, in einer mit Wasser gefüllten Erdgrube, zehn Schritte vom Hause entfernt. Das Kind war seinem älteren, 7jährigen Bruder in Verwahrung gegeben worden. Dieser aber hatte sich von demselben entfernt, und so war es, sich selbst überlassen, jählings in die Grube gestürzt und auf dem Kopf im Wasser stehend ertrunken. Es wurde ungefähr eine Stunde nachher von der Magd des Eigenwohners Brüning herausgezogen und konnte nicht, ungeachtet vieler Versuche gemacht wurden, wieder ins Leben zurückgerufen werden.“

Der Tod eines Epileptikers

„1808, den 17ten Juni abends um 10 wurde der Colonus Bartold Henrich Führing aus Lieme in einem Graben an der Ilse tot gefunden. Er litt an der Fallsucht oder Epilepsie und war vermutlich bei einem Anfalle dieser Krankheit in den Graben geraten und, da er auf dem Gesichte gelegen, im Schlamme erstickt. Er war 29 Jahre alt und wurde am 20sten September begraben“.

Von einem furchtbaren Verbrechen eines Geisteskranken berichtet folgende Eintragung

„1811, den 14ten Juli ließ der Einlieger Johann Henrich Busch in Niedermeiers Kotten zu Lückhausen ein am 12ten Juni von einem wahnsinnigen Menschen ermordetes Kind namens Johann Barthold, 9 Monate alt, beerdigen. Der Mörder war ein Meier aus Küterbrok mit Namen Rolf. Er hatte dieses, einer älteren Schwester in Verwahrung gegebene Kind in Abwesenheit der Eltern vor deren Wohnung weggenommen, es einige Male um einen Baum geschlagen und sodann in einen Sumpf getreten, aus welchem er nach ungefähr drei Stunden wieder herausgezogen wurde. Der Hirnschädel war zerschmettert und das linke Bein gebrochen“.

(Quelle: F. Starke – „Lieme – Eine Dorfgeschichte in Einzeldarstellungen“)